Occupying Modernism
(German text below / Deutscher Text unten)
The modernist architecture that emerged in Indonesia in the early 20th century was both a surprise and a necessity. Its introduction by Dutch architects came as an elitist and exemplary cultural shock to the racially divided colonial society. The soaring brick and reinforced concrete structures, in contrast with the vernacular organic buildings, offered a new form of expression and even upward mobility among the ruled society.
During the first 20 years of independence (1945–1965), architects went on building new towns, houses and housing, banks and corporate offices, research institutions, as well as many essential infrastructures. But only after the high tide of nationalism and the shift to authoritarian regime did Indonesia start to incorporate state-sponsored modernist architecture as a vehicle of mass communication – to show both the world and the citizens that the country was on par with others. The government built colossal institutional buildings throughout the capital of Jakarta.
While we can assess modernist architecture in terms of its universal ideals, its evaluation would fall short without addressing the historical and cultural nuances in which it was imbedded. Modernist architecture was designed to represent an escape from ethnicity, locality, “backwardness”, social and cultural barriers, and traditions, but also the promises of a new civilization. The modern epoch was conceivably to stimulate the creation of architectural spaces that encouraged egalitarian, transnational, and progressive behaviour. With regard to the Indonesian context in particular, the narratives that accompanied the new architectural spaces were often imbued with anticolonial sentiment and a strong sense of national unity.
But narratives fade eventually; novelty has an expiry date. As time passed and modern life evolved, once magnificent architectural spaces were devalued and stripped of their initial functions and contexts. This should not necessarily be seen in a negative light, as spaces may be actively rehabilitated, repurposed, and injected with new values that are in line with the era.
Occupying Modernism takes a look at how Indonesians appropriated the spaces of modernist architecture after they were built. The exhibition features rich descriptions of five exemplary projects, exploring how they were lived in, celebrated, reinterpreted, altered, loved, loathed, abused, and rediscovered throughout the decades.
To give the audience an impression of how modernist architectural structures are commonly experienced in Indonesia today, the exhibition is designed as an informal space, echoing the typical attitude taken towards nearly all architectural monuments in major Indonesian cities. In doing so, we aim to highlight the apparent gap between the intentional design of modernist spaces and the relaxed atmosphere of everyday life.
Curators: Avianti Armand, Setiadi Sopandi
Assistant Curator: Rifandi Septiawan Nugroho
Collaborating Artists: Alvin Tjitrowirjo, Cecil Mariani, Goenawan Mohamad, Hikmat Darmawan
Installation Designer: FFFAAARRR – Andro Kaliandi, Syifa Binaditia, Ali Zulfikar
Graphic Designer: gemasemesta.co – Gema Semesta, Immanuel Palar, Kinanti Della, Belmiro Hasballah
Occupying Modernism
Das Aufkommen modernistischer Architektur zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Indonesien war überraschend und notwendig zugleich. Eingeführt durch niederländische Architekt:innen, war sie ein elitärer und mustergültiger Kulturschock für die nach Ethnien getrennte Kolonialgesellschaft. Im Gegensatz zu den vernakulären organischen Bauten boten die hoch aufragenden Ziegel- und Stahlbetonbauten eine neue Ausdrucksform und die Darstellung dynamischer Aufstiegsmöglichkeiten in der regulierten Gesellschaft.
In den ersten 20 Jahren der Unabhängigkeit (1945 – 1965) entwickelten die Architekt:innen neue Städte, Häuser und Wohnungen, Banken und Firmenbüros, Forschungseinrichtungen sowie viele wichtige Infrastrukturen. Doch erst nachdem der Nationalismus seinen Höhepunkt erreicht und ein autoritäres Regime an die Macht gekommen war, setzte Indonesien staatlich geförderte modernistische Architektur als Mittel der Massenkommunikation ein – um sowohl der Welt als auch den Bürger:innen zu zeigen, dass das Land ebenbürtig mit anderen war. Um diesem Ausdruck zu verleihen, baute die Regierung überall in der Hauptstadt Jakarta kolossale institutionelle Gebäude.
Während wir modernistische Architektur im Hinblick auf ihre universellen Ideale beurteilen können, würde eine Bewertung ohne die Berücksichtigung der mit ihr verbundenen historischen und kulturellen Nuancen zu kurz greifen. Modernistische Architektur sollte eine Flucht aus Ethnizität, Lokalität, „Rückständigkeit“, sozialen und kulturellen Barrieren und Traditionen ebenso verkörpern, wie das Versprechen einer neuen Zivilisation. Die Moderne sollte dazu anregen, architektonische Räume zu schaffen, die egalitäres, transnationales und progressives Verhalten fördern. Insbesondere im indonesischen Kontext waren die Narrative, welche die neuen architektonischen Räume begleiteten, oft von antikolonialen Empfindungen und einem starken Sinn für eine nationale Einheit durchdrungen.
Aber Narrative verblassen irgendwann; alles Neue hat ein Verfallsdatum. Im Laufe der Zeit und im Zuge der Entfaltung des modernen Lebens wurden die einst prächtigen architektonischen Räume entwertet und ihrer ursprünglichen Funktionen und Kontexte beraubt. Dies sollte nicht unbedingt negativ bewertet werden, da Räume saniert, umgenutzt und aktiv mit der Zeit entsprechenden Werten neu aufgeladen werden können.
Occupying Modernism nimmt die Aneignung von gebauten Räumen modernistischer Architektur durch die Bürger:innen Indonesiens den Blick. Die Ausstellung untersucht anhand fünf beispielhafter Projekte, wie diese im Laufe der Jahrzehnte bewohnt, gefeiert, umgedeutet, verändert, geliebt, verabscheut, missbraucht und wiederentdeckt wurden.
Um einen Eindruck davon zu vermitteln, wie modernistische Architekturen in Indonesien heute erlebt werden, ist der Beitrag als informeller Raum konzipiert, der die typische Haltung gegenüber fast allen architektonischen Monumenten in indonesischen Großstädten widerspiegelt. So thematisieren wir die offensichtliche Kluft zwischen der bewussten Gestaltung modernistischer Räume und der entspannten Atmosphäre des Alltagslebens.
Kuartiert von: Avianti Armand und Setiadi Sopandi
Kuratorische Assistenz: Rifandi Septiawan Nugroho
Mitwirkende KĂĽnstler:innen: Alvin Tjitrowirjo, Cecil Mariani, Goenawan Mohamad, Hikmat Darmawan
Konzeption der Installation: FFFAAARRR – Andro Kaliandi, Syifa Binaditia, Ali Zulfikar
Grafisches Design: gemasemesta.co – Gema Semesta, Immanuel Palar, Kinanti Della, Belmiro Hasballah